Buchtipp: Flipping Pages

 

Layout verstehen

Mit „Flipping Pages“ bietet Gingko Press ein praxisnahes Nachschlagewerk mit fundiertem Fachwissen zum Editorial Design. Ein Buch für Profis und Interessierte mit leicht verständlichen Anleitungen und vielen konkreten Beispielen. [von Susanne Wagner]

Immer wieder begegnen mir in der Medienbranche Kollegen, die zwar tagtäglich mit Printprodukten zu tun haben, aber Layouts in erster Linie auf Grundlage ihres Bauchgefühls beurteilen und entwickeln. Darunter finden sich neben Text- und Bildredakteuren, Produktionern und Anzeigenbetreuern manchmal sogar Grafiker. „Flipping Pages“ vermittelt das erforderliche Handwerkszeug, um sich Layouts mit klaren Kriterien nähern zu können und inspiriert mit modernen Beispielen.


Kunst kommt von Können

Seit über 20 Jahren bin ich in der Gestaltungsbranche mit Schwerpunkt Printlayout zuhause. Ich habe mein Handwerk von Grund auf gelernt und den Wechsel vom analogen zum digitalen Arbeiten miterlebt. Ich finde die Digitalisierung grundsätzlich super. Sie macht es Gestaltern viel einfacher, frei und kreativ zu arbeiten. Dabei beobachte ich gleichzeitig die Versuchung, mit Text und Bild unüberlegt und beliebig umzugehen. Die Regeln genau zu kennen ist deshalb wichtig. Nur wenn Medienmacher ihr Fach beherrschen, entstehen Inszenierungen, die Leser begeistern. Und nur mit fundiertem Wissen können Gestalter auch mal Regeln bewusst brechen und neue Wege entdecken. „Flipping Pages“ ebnet dafür den Weg.

Achtsamkeit im Berufsalltag

Die ersten dreißig Seiten von „Flipping Pages“ führen systematisch durch alle Stationen, die für ein professionelles Layout wichtig sind. Mich begeistert wie detailliert und sorgfältig die Texte und Abbildungen die Schritte erklären. Verständlich für den Laien, aber ebenso informativ für den Profi. Dinge, denen unsereins im Berufsalltag nicht mehr die gebührende Beachtung geschenkt hat, überdenkt man neu und bringt sie wieder in die eigene Arbeit ein. Ein anderes Detail bestätigt vielleicht die eigene Arbeitsweise. Das Buch bietet viele spannende Impulse wieder besser, weil überlegter zu gestalten.

Von der Skizze zum Beschnitt

Den Anfang macht eine ausführliche Definiton des Begriffs „lay·out“. Es folgt die grundsätzliche Konzeption mit Seitenumbruchplan, Erklärungen zum Raster und zum „Goldenen Schnitt“. Präzise wird der Satzspiegel auf Basis von Spalten- und Modulraster dargestellt. Als nächstes gibt es eine Einführung in die Satztypografie mit erstaunlich vielen Details bis hin zur Feintypografie. Schön erklärt wird ebenfalls der Druck mit Druckraster, angefangen mit den Einstellungen für Bilder. Als aufschlussreiches Gimmick empfinde ich das Stilmittel, ein Beispiellayout auf einer Doppelseite zu zeigen, wobei das eine Blatt mit matter Oberfläche und das andere glanzgestrichen daherkommt. Den Abschluss bildet die korrekte Druckausgabe mit dem Beschnitt für randabfallende Motive. Das alles mutiert niemals zur grauen Theorie, sondern bleibt lebendig, weil es entlang konkreter Beispiele vermittelt wird.

Moderne Layouts aus aller Welt

Der Hauptteil des Buchs besteht aus einer riesigen Sammlung aktueller Printmedien, die in fotografierter Form abgebildet werden. Sehr lehrreich sind die Seiten, die das zugrundeliegende Raster hinter den vorgestellten Layouts sichtbar werden lassen. So kann der Leser schnell die „Architektur“ hinter den Designs erfassen. Was ich persönlich etwas schade finde: Einige Layoutbeispiele wirken sehr dunkel und belegt. Auf diese Weise kann ich die tatsächliche Farbigkeit der Seiten nur erahnen.

Fazit

Ich möchte Ihnen „Flipping Pages“ als grundlegendes Nachschlagewerk ans Herz legen. Ob Frischling oder alter Hase, das Buch regt zum Denken an und öffnet jedem die Augen, der sich für hervorragende Drucklayouts begeistert. Wenn ich das nächste Mal ein neues Layout beginne, werde ich diese Inspirationsquelle auf jeden Fall mit großer Begeisterung nutzen.


Susanne hat auf der Leipziger Buchmesse 2018 bei Michael Meyer von „Gingko Press“ nachgefragt.

Was macht „Flipping Pages“ für Sie zu etwas Besonderem?
Michael Meyer: Auf jeden Fall die große Auswahl an hochwertigen, sehr unterschiedlichen Layoutbeispielen. Die Inhalte gehen in die Tiefe und bieten detaillierte Informationen, die anregend aufbereitet und auch für Laien verständlich sind. Ich mag das elegante Hochformat und die Haptik – wir haben auf unterschiedlichen Papieren gedruckt.

Wie lange hat die Produktion gedauert?
Michael Meyer:
Fast zweieinhalb Jahre. Das ist für ein Buch mit Aktualitätsbezug recht lang. Die Recherche und die Zusammenstellung der Layoutbeispiele war aufwendig und es wurden immer wieder Bilder getauscht. Trotzdem haben wir es geschafft, aufregende aktuelle Layouts zu versammeln. Als ich beim Verlag angefangen habe, lag der Titel schon auf dem Tisch. David Lopes, unser Chef in Berkley (USA) hat das Projekt vorangetrieben.

Mir gefällt das Coverdesign ausgesprochen gut. Es hat mich in der Buchhandlung sofort angesprochen.
Michael Meyer:
Dann hat sich der Aufwand ja gelohnt. Wir haben viel darüber nachgedacht, diskutiert und das Cover oft gewechselt. Es gab auch einen Entwurf mit Dreiecken. Erst kurz vor Drucklegung haben wir uns für diese Gestaltung entschieden.


Infos zum Buch:

Flipping Pages
Published by Gingko Press
www.gingkopress.com
1. Auflage 2017
320 Seiten, 21 x 34 cm, Englisch
ISBN: 978-1-58423-679-5
$49.95 (Preise in Deutschland können davon abweichen, da es im Ausland keine Buchpreisbindung wie in Deutschland gibt und Importkosten hinzukommen können.)

 

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