Das Frans Hals Museum in Haarlem
/Alte und neue Meister im Dialog
Kürzlich besuchte ich das, nach dem genialen Portraitmaler des 17. Jahrhunderts benannte, Frans Hals Museum im niederländischen Haarlem. Mich begeistert, wie es den Museumsmachern mit klugen Inszenierungen glückt, von den vielschichtigen Zusammenhängen zwischen Alten Meistern und zeitgenössischen Künstlern zu erzählen. [von Florian Wagner]
Begegnungen von Vergangenheit und Gegenwart
Frans Hals (ca. 1582 bis 1666) ist ein Phänomen: Wenn ich seine Pinselschläge anschaue entsteht bei mir jedes Mal das Gefühl, ein impressionistisches Gemälde zu betrachten. Verrückt nur, dass sich diese Stilrichtung erst zweihundert Jahre später entwickelte. Und kein Wunder, dass große Vertreter des Impressionismus wie Claude Monet oder Vincent van Gogh zu Hals’ Bewunderern zählten.
Dieser Altmeister ist der ideale Ausgangspunkt für das Konzept des Museumsteams. Sie wollen den Besuchern zeigen, dass die Kunst durch die Jahrhunderte nicht immer lineare, aber fortlaufende Geschichten hervorbringt. Zeitgenössische Künstler grenzen sich bewusst von vorausgegangenen Kollegen ab oder entwickeln deren Ideen begeistert weiter. Große Namen geraten in Vergessenheit und werden wiederentdeckt. Das Haarlemer Frans Hals Museum zeigt Kunstwerke von Künstlern und Künstlerinnen aus verschiedenen Epochen nebeneinander. Neue Kunst aus Haarlem und der ganzen Welt tritt mit den alten Werken in Beziehung. Das eröffnet frische Perspektiven, überraschende Einsichten und erstaunliche Verbindungen.
Die Geschichte von Jacobus van Looy
Im März 2019 erhielt das Frans Hals Museum eine Schenkung der Jacobus van Looy Foundation mit siebzig Ölgemälden des Künstlers. Ich hatte das Glück einen Teil der ausdrucksstarken Kinderportraits besichtigen zu können. Genauso bewegend wie die Kunst ist die Geschichte, die Künstler und Museumsgebäude verbindet. Jacobus van Looy (1855 bis 1930) wuchs nämlich ab seinem fünften Lebensjahr in diesem Haus auf, das damals noch das städtische Waisenhaus von Haarlem war. Das Museum befindet sich erst seit 1913 in diesem Gebäude.
„Zeitgemäß hat nichts damit zu tun, ob etwas jetzt oder vor drei Jahrhunderten hergestellt wurde, sondern ob es Elemente gibt, die uns etwas über die aktuelle Zeit erzählen können.“ Aus „Our Mission“ von der Website des Frans Hals Museums
Ein Museum mit zwei Standorten
Das Museum verfügt seit kurzem über zwei Ausstellungsorte. Denn seit dem 29. März 2018 gehören das Frans Hals Museum und De Hallen Haarlem zusammen. Gemeinsam erzählen sie Geschichten über die Kunst des „Goldenen Zeitalters“ und richtungsweisende zeitgenössische Künstler. Einen festen Platz im Programm nehmen die oben beschriebenen Fusion-Ausstellungen ein.
Im Rahmen der Vereinigung der beiden Häuser entstand auch ein neues Raumdesign. Die Entwicklung übernahm das renommierte New Yorker Architektur- und Designbüro SOL-IL, die Umsetzung das Amsterdam Designbüro MeesVisser. Die Farb- und Formensprache gefällt mir ausgezeichnet. Beides harmoniert mit den historischen Räumen und setzt mutige Akzente. Besonders haben Susanne und mir die orangen Sofas gefallen, siehe Foto ganz oben.
Die ebenfalls im vergangenen Jahr von KesselsKramer neu entwickelte Visual Identity kommt stilsicher und originell daher. Sie führt die Farb- und Formensprache des Raumdesigns weiter und greift mit historischen Gegenüberstellungen in der Bildsprache das Museumskonzept auf. Die Webpräsenz erhielt bereits viel positives internationales Feedback und diverse Auszeichnungen.
Fazit
Mein erster Besuch im Frans Hals Museum vor vielen Jahren hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Als Kameraassistent bei einem Filmprojekt über das Werk des Künstlers verbrachte ich zwei Nächte vor verschiedenen Gemälden. Ich war schwer begeistert von der Atmosphäre der Räume und von der damals noch klassisch gehängten Kunst. Diese Begeisterung hat sich mit meinem zweiten Besuch sogar noch gesteigert. Die Kombination von Werken aus verschiedenen Zeiten erschafft neue Geschichten und ein unvergessliches Seherlebnis. Haarlem ist auf alle Fälle eine Reise wert – und übrigens weniger als 20 Zugminuten von Amsterdam entfernt.
Frans Hals Museum – Hof:
Groot Heiligland 62
2011 ES Haarlem
Frans Hals Museum – Hal:
Grote Markt 16
2011 RD Haarlem
www.franshalsmuseum.nl/en/
Wie es einer Stiftung glückte, die profanierte Grote Sint Laurenskerk wiederzubeleben und die Geschichte dieses historischen Begegnungsorts weiterzuführen.