Drum & Dran – die Cover Serie
/Das Magazin „PRESTIGE“, Ausgabe 4 – 2017/18
In dieser Reihe stelle ich Ihnen meine neuesten Fundstücke aus internationalen Presseshops vor. Auf meinen Streifzügen ist mir heute die Deutschland-Ausgabe des Schweizer Luxusmagazins „PRESTIGE“ aufgefallen. [von Florian Wagner]
Erster Eindruck und Plakativität
Das Cover ist formal und farblich radikal reduziert und gleichzeitig kontrastreich. Das sticht sogar im dichtesten Blätterwald heraus. Ein großzügig angelegter Weißraum verschafft den wenigen in Blau gehaltenen Elementen Raum zu wirken. So setzt sich der Titel gegen die umstehende Zeitschriften-Konkurrenz locker durch, die vor allem auf den Ansatz „viel hilft viel“ vertraut.
Look und Verarbeitung
Gestalterisch halte ich ein solides Produkt in der Hand. Der Aufbau ist konventionell, aber das scheint beabsichtigt. Ganz offensichtlich soll das Blatt luxuriöse Eleganz und souveräne Klasse ausstrahlen. Das gelingt zwar, trotzdem hätte ich den Machern etwas mehr Mut zur Originalität gewünscht. So wirkt das Gesamtpaket auf mich doch etwas abgeschmackt und bedient allzu oft gesehene Luxus-Klischees. Die Typographie des Titelschriftzugs greift auf eine in Versalien gesetzte Antiqua zurück und orientiert sich damit an bekannten Mode- und Beautymagazinen wie Elle, Harper’s Bazaar oder Vogue. Die durch die enge Spationierung entstandenen Ligaturen gefallen mir gar nicht. Außerdem konterkariert dieser Schrifteinsatz die ansonsten luftige Titelgestaltung. Die Haltung des Models verpasst dem Cover eine interessante Dynamik – und die Kaugummi-Blase deute ich mal als sympathische Selbstironie.
Das Magazin hat einen beachtlichen Umfang von über 200 Seiten. Der dadurch notwendige Rücken, die Wahl eines starken, matten Umschlagpapiers und die Veredelung mit einer Teillackierung unterstreichen den Luxuscharakter der Publikation.
Konzept und Kommunikation
Das Konzept von „PRESTIGE“ scheint mir dem Motto zu folgen: Alles schon vielfach vorhanden, aber noch nicht von uns. Mich beschleicht das Gefühl, dass Luxus-affine Menschen auch ohne „PRESTIGE“ nicht an medialer Unterversorgung leiden müssten. Kurz, ein handfestes Alleinstellungsmerkmal kann ich nicht entdecken. Gut, vielleicht sieht das die Zielgruppe anders. Immerhin hat es das Magazin mit der mir vorliegenden Ausgabe bereits auf zwölf volle Jahrgänge gebracht.
Ganz besonders in kommunikativer Hinsicht finde ich das Cover erwähnenswert. Ich halte es für mutig, dass sich die Redaktion die Freiheit nimmt, komplett auf die sonst üblichen Thementeaser zu verzichten. Und es funktioniert – allein der Dreiklang aus Magazinnamen, typographischer Gestaltung und Fotografie hat mir sofort gezeigt, welche Inhalte hinter dem Cover folgen. Obendrein ermöglicht genau dieser Textverzicht den zu Anfang beschriebenen Wettbewerbsvorteil in puncto Plakativität.
Wer und was dahinter steckt
Magazin: PRESTIGE
Genre: Luxus-Lifestyle
Verlag: Rundschau Medien AG
Herausgeber: Francesco J. Ciringione
Chefredakteurin: Nike Schröder
Art-Direktorin: Sandra Rizzi
Erscheinungsweise: 4 Mal im Jahr
Auflage Deutschland: 48.000 Exemplare
www.prestigemagazin.com
www.rundschaumedien.ch/de
Warum diese Serie
Wenn es Redaktionen gelingt, ihre Inhalte als Cover auf den Punkt zu bringen, begeistert uns das. Glückt es den Machern gleichzeitig, Stil und Haltung der Publikation zu vermitteln entsteht etwas Besonderes: Solche Titel werden zum Gesicht und zur Seele einer Publikation, sie haben Kultpotenzial und emanzipieren sich von der ursprünglichen Rolle als Verkaufsinstrument. So verstanden spielt Covergestaltung für uns in der gleichen Liga wie Plakatkunst.
Ein gutes Zeitschriftencover schafft Aufmerksamkeit und bringt Inhalte auf den Punkt. Das philosophische Wirtschaftsmagazin agora42 spielt mit dem Thema Ordnung.